Alfons' Berliner Schnauze

Alfons‘ Berliner Schnauze trifft Orions Wiener Schmäh

Griaß di', Alfons. Ur leiwand, dossi heit hier sogn derf, wussi in Vienna so erlebt hob. [Zum besseren Verständnis wird die weitere Konversation dialektfrei wiedergegeben.]


Wie du bestimmt schon gemerkt hast, bin ich ein Wiener Mädel – aber ich bin mit meiner Familie ganz schön viel gereist und habe dadurch in meinem Leben einiges mitbekommen.


Begonnen hat mein Leben leider nicht so gut. Ich wurde viel zu früh von meiner leiblichen Mutter getrennt und war eigentlich viel zu klein und schwach, um es zu schaffen. Da musste ich schon ganz genau aussuchen, wem ich mein Herz schenken wollte.


Ich habe es dann auch ganz gut getroffen, wie ich finde. Meine neue Mama hatte damals allerdings noch sehr viel zu lernen. Ich habe mich deshalb richtig ins Zeug gelegt und sie erzogen. Eigentlich wollte ich an die erste Stelle die Lerneinheit »wie mache ich Katzen glücklich« setzen, aber da kam sie mir schon zuvor – bei uns stapelten sich die Bücher und Katzenspielzeuge. Eine angemessene Katzensprache beherrschte sie innerhalb kürzester Zeit und so konnte mein Training beginnen. [Und jedem, der »Mister Miagi« aus »Karate Kid« kennt, sei gesagt, dass die Ausbildung der kleinen »Misses Miaugi« ihr in keiner Form nachstand.]


Zunächst musste natürlich ihr Hintergrundwissen ausgebaut werden. Mit Tier- und Umweltschutz kannte sie sich ja schon ganz gut aus, aber dass man nicht blind allem vertrauen darf, auf dem »Artenschutz« steht, das war ein langer Weg.


Da sie Wölfe über alles (abgesehen von mir natürlich!) liebt, habe ich ihre Erfahrungen mit den Wölfen im Zoo Wien dazu genutzt, ihr aufzuzeigen, dass es Tieren in Zoos gar nicht gut geht und sie Hilfe brauchen. Mama hat nämlich eine intensive Bindung zu den Wölfen dort aufgebaut und der Jungwolf im Rudel hat sogar mit dem Alphatier, um ihre Aufnahme ins Rudel gekämpft. So habe ich dann auch den ersten Kontakt zwischen meiner Mama und Werner Freund hergestellt, der in Merzig mit Wölfen zusammenlebte. Ob Werner den Jungwolf, der meine Mama ins Rudel aufgenommen hatte, nach Merzig holen könnte, war die Frage. Unbedingt wollte sie dem Zoo-Wolfsrudel helfen.


Aber das war wahrscheinlich eine Nummer zu groß für meine junge Schülerin und als sie dann einen Brief an Renee Askins zu den Wölfen in Yellowstone schrieb, legte ich mich provokativ auf ihr Schreiben: „Du kannst nicht gleich große Dinge ändern. Veränderung beginnt im Kleinen.“ Damit gab ich ihr den Anstoß, ihre Ernährung von einer bis dahin vegetarischen hin zu einer veganen zu ändern.


Natürlich ging das nicht von heute auf morgen und sie fiel immer wieder zurück – aber phasenweise hat sie das schon ganz gut hinbekommen. Naja, sie hatte ja auch meine hingebungsvolle Unterstützung. Da ich leider nicht für jeden da sein kann, finde ich es ganz toll, dass es inzwischen Menschen gibt, die sich als »vegan Buddies« anbieten und andere auf ihrem Weg begleiten.


Und Mensch, war ich dann stolz auf meine Mama, als sie Ende 2004 auf ihrer ersten Anti-Pelz-Demo mitlief. Ein kleines Grüppchen war das damals noch und Mama hat nach den Tierrechtstreffen manchmal nicht ganz gewusst, was sie berichten darf, lief doch alles sehr im Geheimen ab. Und das war auch ganz gut so, dann kurz danach kam es zu den Verfahren gegen Tierschützer*inne in Wien [Martin Balluch: Tierschützer. Staatsfeind – In den Fängen von Polizei und Justiz. Promedia, Wien 2011, ISBN 978-3-85371-331-0], die wir aufgrund unseres ersten gemeinsamen Umzuges 2006 nach Deutschland aber gar nicht mehr richtig mitbekamen.


In Deutschland startete ich den zweiten Teil ihrer Ausbildung: die Leitung einer Vier Pfoten Regionalgruppe und regelmäßige ehrenamtliche Mitarbeit in verschiedenen Tierschutz- und Tierrechtsbereichen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

Pfiat eich (machts gut auf Wienerisch), Eure Orion