Alfons' Berliner Schnauze

Wat ick mir zu Ostern wünsche

Is ja bald Ostern, wa! Da muss ick euch wat sagen. Dit wird euch vielleicht überraschen. Aber ick denke, dit is echt besser, wenn man die Wahrheit in die trüben Augen glotzt. Tuste sitzen? Besser wär’s. Dit is nämlich so: … Und wat ick jetze sage, weeß ick aus eigene Anschauung. Halt dir fest. Dit wird ernst und du musst tapfer sein. Dit hilft aber nüscht. Dit muss sein. Ick kann dit ja nicht für mir behalten. Pass uff und sei stark: Hasen bringen keene Eier. Nie. Wirklich nicht.


Jetze biste baff, wa? Und nu fragste dir, woher ick dit so genau weeß. Dit kann ick dir verraten. Erinnerste dir an die verbotene Tür am Ende von mein Flur? Nu isset an die Zeit, dit Geheimnis zu lüften, wat dahinter ist.


Also, wie ick dit erste Mal bei meine Führungskraft zu Hause war, habe ick mir erstmal allet gründlich angekiekt, überall genauestens rumgeschnüffelt und denn allet für jut befunden. Wie ick denn so eine Weile da war, dachte ick: Is ja ne ganz nette Höhle, aber wat is dit für ne Tür am Ende vom Flur? Wieso darf ick da nicht rin? Und wieso riecht dit da so gut raus?


Wie dit aber so is, irgendwann jewöhnste dir an allet und fragst dir nüscht mehr. Wie dieser Zustand bei mir eingetreten war, kommt meine Führungskraft und sagt: „Alfons, komm mit.“ Ick dachte, dit geht raus. Aber dit war die falsche Richtung für raus. Dit ging zum Ende vom Flur. Da macht meine Führungskraft doch Tatsache die verbotene Tür uff.
Ick sag dir, so wat hab ick noch nicht gesehen! Wie soll ick dir dit beschreiben? Also stell dir mal vor: Rabbit-City!
Wat siehste da so vor dir?
Genau so is dit da in dit Zimmer: Häuser, Tunnel, Unterstände, Buddelkiste, wat zum Ruffspringen, wat zum Runterspringen, wat zum Verstecken, een Teppich zum Kratzen, Futterplätze und - für wenn dit Futter wieder hinten rauskommt - een richtiget Klohaus. Ick muss ja raus an een Baum. Die ham dafür een ganzet Haus in ihre Stadt hinter die verbotene Tür. Weeßte wer „die“ sind? Hopsende Fellbommeln mit Ohren dran! Voll süße Teile! Die eenen nennen „die“ Häschen, andere nennen „die“ Kaninchen. Ick nenn „die“ Fellbommeln. Manche von die Fellbommeln ham normale Ohren so wie ick, also Schlappohren. Manche ham ooch Ohren, die wie zwee Fernsehtürme in die Luft ragen. Also noch viel länger als zum Beispiel bei ne Französische Bulldogge.
Die Bommeln in Rabbit-City interessieren sich eigentlich nur für meine Führungskraft, wenn sie wat zu fressen bringt, anders als ick. Ick interessiere mir immer für meine Führungskraft, außer wenn dit irgendwo een Ball gibt oder eene kleene Hundedame in Weiß. Da siehste mal, wat für een dollet Tier ick bin. Aber die Bommeln haben ihre eigene Führungskraft. Wegen der ihre Schnelligkeit und Wendigkeit heißt die Chefbommel Mercedes. Mercedes hockt am liebsten uff een Sessel und kiekt sich von dort aus allet an, wat sich in ihr Reich so ereignet. Die is uff Zack! Als Chefbommel erkennt die eene Bewegung schon, bevor die Bewegung überhaupt angefangen hat. Dit sind Instinkte! Da könnte ick fast neidisch werden. Der Rest von die Bommelbande kuschelt, hopst oder frisst rum.
Die bringen keene Eier. Niemals. Die fressen nicht mal welche. Fressen tun die dit Grün von die Möhren, die ick kriege, und vielet andere Grünzeug.
Die läuferischen Qualitäten von die Fellbommeln sind echt beeindruckend. Ick hab ja een Blick für so wat. Wie die die Richtung wechseln können! Da schraubste echt een Auge. Sitz, Platz, Komm und Aus können die Bommeln nicht, aber prima Männchen machen. Dit können die sogar besser als ick.
Een bisschen ärgerlich ist, dass die Äste bekommen, die sie abknabbern und durchbeißen dürfen, und ick bin immer dabei, wenn meine Führungskraft die Äste sammeln tut. Natürlich würde ick die am liebsten selber zerbeißen, aber meine Führungskraft is in diese Hinsicht streng: Äste, die mit nach Hause geschleppt werden, sind nie für mir, sondern immer für die Bommeln. Da machste nüscht, wa.
Wie du siehst, bin ick een echter Bommel-Experte. Man kann sagen: Von drei Dinge habe ick wirklich Ahnung: von Bälle, von Bommeln und von Bananenchips.


Wie ick neulich so durch meine Straße loofe, da hat jemand einfach mehrere von die Dinger, die bei meine Bommeln dit Klohäuschen sind, übereinander gestellt und in jedes von dit Klohäuschen eene einzelne Fellbommel ringesetzt. Dit is da so eng drinne, die können nicht hopsen und ooch keen Männchen machen. Weil die Bommeln alleine da drinne hocken, können die ooch nicht kuscheln oder sich gegenseitig putzen. Die kieken nur völlig verstört in die Gegend rum. Ick bleib also entrüstet stehen. Da kommt een Kind, macht een Stall auf, nimmt eene Bommel raus. Die Bommel rührt sich vor Angst nicht. Dit Kind freut sich dolle, weil die Bommel sich nicht bewegt, streichelt die und trägt die zum Spaß rum.
Geht’s noch? Dit sind die besten Läufer, die ick kenne, und dann werden die rumgetragen? Und wie kommt jemand da druff, so eene Bommel in een Klohäuschen einzusperren? Und wieso werden die angegrabscht? Meine Bommeln werden nur gestreichelt, wenn die dit selber wollen und nur uffm Boden, wo die weghoppeln können, wenn die keen Bock mehr haben. Mercedes lässt sich mal gleich gar nicht anfassen.
Ach und wo ick gerade dabei bin, kommt’s jetze so richtig dicke: Dit gibt Menschen und Hunde, die Bommeln essen. Wieso dit denn?


Wer Bommeln futtert, is een echter Barbar.
•    Ick lehne dit Vertilgen von Fellbommeln durch Menschen und ihre Haustiere ab.
•    Ick lehne ab, dit Bommeln in Ställe oder Käfige gehalten werden.
•    Ick lehne ab, dit Tiere Geschenke für Kinder sind.
•    Ick lehne Zwangsbekuschelung von Tiere ab.


So jetze weeßte Bescheid.
Wennde also een anständiget Tier, ähm Mensch, sein willst, koofste keen Fleisch von Bommeln und ooch keen Hundefutter mit Bommelfleisch drinne. Nie wieder! Ab jetze denkste immer, wennde Bommelfleisch siehst, wie die verängstigt in enge Ställe gehalten werden.
Wennde zu Hause unbedingt Bommeln haben willst, denkste erst gut nach. Die werden nämlich so alt wie ick und kosten ooch so viel, sagt meine Führungskraft. Dann bauste ihnen eene Rabbit-City. Dit geht drinne oder draußen. Wennde keen Platz hast, kannste keene Bommeln haben. So einfach isset. Wennde Platz hast und Rabbit-City fertig ist, gehste ins Tierheim und holst mindestens zwee von die Bommeln dort ab.
Dit wären meine Wünsche zu Ostern!

In innigste Kameradschaft mit alle hopsenden Fellbommeln
Euer Alfons

(Meine hier jeäußerte Meinung zu die Haltung von Kaninchen gibt mit Sicherheit ooch die Auffassung von die BMT GST Berlin wieder. Dit hier wurde im Zuge von die Meinungsfreiheit veröffentlicht und begründet sich in meine artunspezifische tiefe Verbundenheit mit alle Tierchen von die Sorte oryctolagus cuniculus – forma domestica. Alfons)

PS: Uff dit Foto siehste diesmal nicht mir, sondern links die Chefbommel Mercedes und rechts ihren Liebling, den Herrn Bärmann.

 

Johanna Stein